Chilis, Würmer & flüssiges Gold

Meine erste Wurmfarm

Warum eine Wurmfarm? Bei mir stellte sich diese Frage nicht wirklich. Ich wollte ursprünglich nur eine Wette gewinnen...

Wie alles begann…

Die erste Frage die ihr euch sicherlich stellt lautet vermutlich: “Warum eine Wurmfarm?” Zugegebenermaßen eine nicht unberechtigte Frage. Viele Menschen denken bei Würmern sicherlich in erster Linie an schleimige Kriechtiere, die im Komposthaufen des heimischen Gartens erwünscht sind, aber nicht über unsere Türschwelle kriechen sollten. Und so werden die wenigsten Heimbesitzer vor Freude beim Gedanken jubeln, diese in der Küche, auf dem Balkon oder im Keller als dauerhafte Gäste zu beherbergen. Geschweige denn den vierbeinigen, besten Freund des Menschen oder die verschmuste Katze durch eine Horde hungriger Kompostwürmer, die im Übrigen auch als Mistwürmer oder Stinkwürmer bezeichnet werden, zu ersetzen.

Auch bei mir stellte sich zunächst nicht die Frage nach einem neuen Haustier. Wie bei so vielen Ereignissen, bei denen wir uns selbst zu individuellen Höchstleistungen treiben und vom Ehrgeiz getrieben alles tun um das Maximum aus uns herauszuholen, war auch der Urspung meiner Wurmfarmgedanken eine Wette. Diese Wette hatte mit der Anschaffung und des Betriebs einer Wurmfarm zunächst einmal überhaupt nichts zu tun. Es ging um Chilis. Mit einigen Arbeitskollegen anderer Büros beschlossen wir im Frühjahr 2015, dass es eine hervorragende Idee wäre in einen Wettbewerb zu treten, bei dem es um den Anbau von Chili Pflanzen ging. Nach einigen Diskussionen einigten wir uns darauf, dass ausgehend von Setzlingen der gleichen Chili Sorte das Team gewinnen würde, welches am Ende des Jahres die schärfsten Früchte sein Eigen nennen kann. Da nicht auszuschließen war, dass bei der Bewertung durch Blindverkostung ein geteilter Rank unter den Teilnehmern hätte resultieren können, wurde zudem die Anzahl an produzierten Früchten als zweites Kriterium definiert. Nun zeichneten wir uns als Stadtmenschen, von denen niemand einen Garten sein Eigen nennen durfte, in erster Linie nicht durch einen ausgeprägten grünen Daumen aus. Wir alle hatten ein paar pflegeleichte Zimmerpflanzen und darüber hinaus ein gefährliches Halbwissen was sich positiv auf eine Indoor Chili Pflanze sein müsste und was nicht. So wurden Gewächshäuser aus alten Kartons und Prospekthüllen zusammengeklebt, Lautsprecher für klassische Musik an den Töpfen angebracht und wie bei jeder wissenschaftlich begründeten Arbeit eine Literaturrecherche angeschoben.

In erster Linie ergab die Recherche, dass es einige unterschiedliche Ansätze gibt, diese aber nicht wissenschaftlich belegt sind. Wir sind Wissenschaftler und mit einer gewonnenen Wette hätten wir die Belege. Neben Ruhm und Ehre, die der Sieg über die weniger innovativen Kollegen bedeutet hätte natürlich. Was waren also unsere Optionen? Häufig ist zu lesen, dass die Bewässerung für den Schärfegrad eine kritische Rolle spielt. Zu wenig Wasser sorgt für Stress in der Chilipflanze, was zu einer erhöhten Produktion von Capsaicin führt, wodurch wiederum die Früchte schärfer werden. Das Problem ist, dass weniger Früchte produziert werden, wodurch Bewertungskriterium zwei zu scheitern drohte. Eine weitere Methode ist die Überwässerung der Chiliplanze. Drohender Schimmelpilzbefall führt ebenfalls zu einer erhöhten Ausschüttung von Capsaicin und entsprechend zu schärferen Früchten. Da Chilipflanzen aber keine Staunässe vertragen und eine Pflanze bei dauerhaft nassem Erdreich einzugehen droht, konnte ich den Verlust der Ernte und enstprechend die Demütigung der verlorenen Wette nicht riskieren.

Beide Optionen bedeuteten enstprechend meiner Pflanze durch Unter- oder Überversorgung zu schaden. Nicht besonders attraktiv. War es die beste Option All-In zu gehen? …

Nein! Denn es gab eine weitere Option. “Liquid Gold”. In dem Artikel World’s hottest chilli grown by Aussis fanden wir eine potentielle Lösung für unser Problem. Das Geheimnis für den Anbau der schärfsten Chilis lautet: Wurmtee. Mein Interesse war geweckt. Aber was ist Wurmtee und warum sollte dieser zu höheren Scoville-Werten in unseren Chilis führen? Nach Meinung der Weltrekordhalter führen die Nährstoffe, Hormone und Förderstoffe für das Pflanzenwachstum, die Bakterien die den Wurzelbereich der Chilipflanze besiedeln sowie das enthaltene Chitin von toten Insekten, welches das natürliche Abwehrsystem der Pflanze triggert zu den Rekordergebnissen.

Das klang fast zu gut um wahr zu sein. Und so stand für mich eigentlich unmittelbar nachdem ich das Lesen des Artikels abgeschlossen hatte fest, dass ich ohne eine eigene Wurmfarm nicht in der Lage sein würde die Wette gewinnen zu können. Doch schon gab es weiteres Problem. Zu diesem Zeitpunkt schien Deutschland noch nicht bereit zu sein für die innovative Idee, den Chilianbau durch den Einsatz von Wurmtee zu revolutionieren. Und so war das vefügbare Angebot überschaubar. Statt über 100 € in die Hand zu nehmen entschied ich mich dafür, aus einem alten Regentonnenhahn, einem Douglasie-Glattkantbrett und 5 eckigen Blumentöpfen meine eigene Wurmfarm zu basteln. Die Ergebnisse könnt ihr unten in der Galerie anschauen, wobei die Farm nach mittlerweile 5 Jahren im Freien ein bisschen in die Jahre gekommen ist.

  • Meine erste Wurmfarm - ein bisschen in die Jahre gekommen
  • Frische Küchenabfälle in der oberen Ebene
  • Fertiger Humus in der unteren Ebene
  • In der unteren Schale sammelt sich Wurmtee
  • Die fleißigen Helfer in Aktion

Die Kosten für die Wurmfarm beliefen sich so auf weniger als 20 € und der Zusammenbau hat nur ca 45 min gedauert. Die ersten Bewohner habe ich im Komposthaufen sowie im Garten gesammelt und dazu ein paar Angelwürmern aus dem Zoogeschäft ein Schicksal am Haken erspart. Zusammen mit ein bisschen Komposterde und ein paar frischen Küchenabfällen bezogen sie die untere Ebene und machten sich nach kurzer Zeit an die Arbeit. So konnte ich nach kurzer Zeit den ersten Wurmtee ernten.

Die vielleicht wichtigste Frage: “Konnte der Chili Contest gewonnen werden?” Ja

War der Schlüssel zum Erfolg Wurmtee? Möglicherweise

Am Ende des Jahres waren wir tatsächlich das einzige Büro, das einige scharfe Früchte sein eigen nennen durfte. Da zwei der anderen Chilipflanzen jedoch in Folge von Blattlausbefall eingingen und das dritte Büro statt einer Chili eine Paprika anzog (es ist mir nach wie vor ein Rätsel wie dasw passieren konnte) tue ich mich schwer den Erfolg voll dem Wurmtee zuzuschreiben. Letzlich haben sich sowohl die Würmer als auch der Anbau unterschiedlichster Chuilisorten etabliert.

Wenn ihr Interesse habt mehr über Wurmfarmen zu lesen oder wissen wollt wie ihr auch ohne Wurmtee erfolgreich Chilis im Garten, auf dem Balkon oder im Büro anpflanzen könnt, findet ihr unten die entsprechenden Verlinkungen.

Viel Spaß beim Lesen und viel Erfolg beim Nachmachen, ausprobieren und experimentieren.

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